A German-language digital illustration shows a thoughtful man sitting at a desk with a laptop, pondering payment terms for freelancers. A question mark floats beside his head, and the text above reads: "7, 14 oder 30 Tage – was ist fair?" The background features minimalist office decor, including a plant and a framed graph.
Jul 28, 2025

Zahlungsziele für Freelancer: 7, 14 oder 30 Tage – was ist fair?

Neulich in unserem Freelance-Slack-Channel: Ich habe die Runde gefragt, wie ihr das mit den Zahlungszielen haltet. Hintergrund war ein neuer Vertrag mit einem Zahlungsziel von 30 Tagen – nicht unbedingt mein Favorit, vor allem nicht bei Neukunden. Früher, zu Studienzeiten, hab ich manchmal 7 Tage durchbekommen, einfach weil ich’s mir nicht leisten konnte, ewig auf mein Geld zu warten. Heute ist das etwas entspannter – aber die Frage bleibt: Ist 30 Tage eigentlich fair?


30 Tage? Ist halt der Standard – aber nicht das Optimum

Viele aus der Community waren sich einig: 30 Tage sind mittlerweile Standard. „Ich versuche sonst 14, bin aber okay mit 30“, schrieb jemand. Ein anderer meinte trocken:

„30 Tage sind nicht ideal, aber normal.“

Klar, niemand feiert es, aber man lebt damit. Einige sagten sogar, dass ihre Kunden oft früher zahlen – auch wenn auf dem Papier 30 Tage stehen. Das klingt gut, zeigt aber auch: Papier ist geduldig.

Der Haken: Wenn 30 Tage nicht ernst genommen werden

Ein Kommentar blieb mir besonders hängen:

„Bei mir stand 30 Tage auf der Rechnung – gezahlt wurde nach 365.“

Ein ganzes Jahr! Und nein, das war kein schlechter Scherz. Da wird aus einem Standard schnell ein Risiko. Ich selbst habe gerade eine Rechnung aus dem letzten Jahr offen – 16.000 Euro. Angeblich „kommt das Budget bald“. Das glauben wir mal … oder auch nicht.

Ein anderer Kollege hat das Problem gelöst, indem er bei neuen Kunden Factoring nutzt. Also: Rechnung an einen Dienstleister verkaufen, der sofort zahlt – und sich dann selbst ums Inkasso kümmert. Nicht günstig, aber gut fürs Nervenkostüm.

Skonto, Rhythmus und Realismus

Ein anderer Punkt, der öfter kam: Viele Firmen zahlen nicht (nur) spät, weil sie nicht wollen – sondern weil ihre Prozesse langsam sind. Monatsläufe, altmodische Buchhaltungssysteme, interne Freigaben. „Ich verstehe zwar nicht, wie das 2025 noch so läuft – aber es ist halt so“, meinte jemand.

Was hilft? Skonto! Eine Idee aus dem Chat:

„14 Tage Zahlungsziel und dafür 1 % Skonto – dann hat jeder etwas davon.“

Fand ich richtig gut. Kommt beiden Seiten entgegen – und macht’s verhandelbar.

Wenn’s hart auf hart kommt: Mahnung, Inkasso, Karma

Natürlich wurde auch übers Mahnen gesprochen. Ein Kollege schrieb:

„Ich hab den Endkunden ins Inkasso geschickt – da war das Budget dann plötzlich da.“

Ein anderer meinte, dass schon die Einleitung eines gerichtlichen Mahnverfahrens Wirkung gezeigt hat – weil niemand wirklich Lust auf eine Gerichtsverhandlung hat. Kann ich mir vorstellen.

Ich? Ich bin da ehrlich gesagt ein bisschen weich. In meinem konkreten Fall ging es um ein Unternehmen aus Österreich. Ich hatte das Gefühl: Wenn ich da ernst mache, kippt der ganze Laden. Und dann? Habe ich zwar Recht, aber trotzdem kein Geld – und obendrauf ein schlechtes Gewissen.

Was mir bleibt: Zahlungsziele bewusst verhandeln

Nach all den Meinungen, Anekdoten und Tipps bleibe ich für dieses Projekt bei den 30 Tagen. Nicht, weil ich’s super finde – sondern weil ich gerade nicht in der Stimmung bin, jemandem die Pistole auf die Brust zu setzen. Die wirtschaftliche Lage ist angespannt, und da braucht es manchmal ein bisschen Kulanz.

Aber: Für neue Projekte versuche ich wieder konsequenter 14 Tage zu verhandeln. Oder eben Skonto. Und ich achte inzwischen stärker darauf, wer wie schnell zahlt – das fließt bei mir ganz klar in die Entscheidung ein, ob ich nochmal mit einem Kunden zusammenarbeite.

Wie ist das bei dir? Welche Zahlungsziele hast du im Vertrag – und wie gut klappt das in der Realität? Hast du Tipps oder Strategien, um schneller an dein Geld zu kommen?

– Khalit